Auf dem Weg zur Nachhaltigkeit? Eine Umfrage zur Vermögensverwaltung im Stiftungssektor

Eine Umfrage des Center for Philanthropy Studies (CEPS) der Universität Basel und Globalance bei 120 Schweizer Stiftungen zeigt Handlungsbedarf beim Thema Vermögensverwaltung und Nachhaltigkeit auf.

Laut Medienmitteilung vom 4. Februar 2021 hat sich seit der erstmaligen Durchführung der Umfrage 2013 in der Schweizer Stiftungslandschaft einiges getan, was Organisation und Reglemente anbelangt. Der Stiftungssektor gehört aber nach wie vor nicht zu den Vorreitern bei wirkungsorientierten Anlagen. Dabei bringen Stiftungen viele Voraussetzungen mit, um diesen Markt mitzuprägen: klare Zweckvorstellungen als Grundlage für Auswahlkriterien, einen langfristigen Anlagehorizont und eine höhere Risikofähigkeit als beispielsweise Pensionskassen.

Es zeigt sich, dass die hohe Akzeptanz und Anerkennung von Wirkungsorientierung in der Vermögensverwaltung nicht zwingend mit der effektiven Handhabung korreliert: 42.5% der befragten Stiftungsvertrer legen das Stiftungsvermögen gemäss eigenen Aussagen nicht im Sinne des Stiftungszwecks an. Das Verständnis der Stiftung als Wirkungseinheit, in der alle Konsequenzen der Mittelbeschaffung und Mittelverwendung gemeinsam hinsichtlich des Stiftungszwecks bewertet werden müssen, hat sich in der Praxis scheinbar noch nicht durchgesetzt (vlg. dazu Swiss Foundation Code 2015).

Mit dieser Aussage unterscheidet sich die Studie von den jüngsten Ergebnissen des SwissFoundations Benchmark Reports. Dort gaben beispielsweise 84% der Befragten an, dass sie Nachhaltigkeitskriterien in irgendeiner Form berücksichtigen. Ein Grund für die ungleichen Ergebnisse könnte das Teilnehmerfeld sein: Während im Benchmark Report ausschiesslich SwissFoundations Mitglieder befragt und unter den Teilnehmern viele grosse Stiftungen (Vermögen > CHF 50 Mio.) vertreten waren, sind bei der CEPS-Studie alle Vermögensklassen ungefähr gleich vertreten.

Warum ist das ausschlaggebend? Gemäss Studie ist der wesentliche Faktor für Wirkungsorientierung das verfügbare Vermögen. Grosse Stiftungen sind gemäss der Umfrageergebnisse weitgehend fortschrittlich aufgestellt. Viele kleine Stiftungen sind hingegen nicht in der Lage, das notwendige Know-how selbst aufzubauen oder extern einzukaufen. Hier sind insbesondere die Stiftungsratsmitglieder gefordert, sich intensiver mit der Frage der Wirkung des Stiftungsvermögens auseinanderzusetzen.

Damit auch kleine Stiftungen vermehrt zweckorientiert anlegen können, muss das Angebot an entsprechenden Investitionsmöglichkeiten deutlich ausgebaut werden. Dazu zählen beispielsweise spezielle Fonds für Stiftungen, ETFs mit Fokus auf einzelne Tätigkeitsbereiche, Private Equity Fonds mit Zugang für kleinere Anleger oder Green Bonds u.v.m.

Die vollständige Studie steht hier zum Download zur Verfügung.

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