Aktueller denn je: Wegweiser für gute Betreuung im Alter

Sechs Stiftungen lancieren gemeinsam den Wegweiser für gute Betreuung im Alter – mitten in einer Jahrhundert-Pandemie. Geschrieben wurde er vor dieser schwierigen Zeit aber die Lektüre des Berichts zeigt, dass die darin formulierten Begriffsklärungen, Handlungsfelder und Qualitätsmerkmale für gute Betreuung im Alter von der aktuellen Situation zu 100 Prozent bestätigt werden.

Betreuung im Alter ist ungenügend klar geregelt

Unabhängig der Pandemie: Angesichts der doppelten Alterung, immer mehr Menschen werden immer älter, nimmt der Betreuungsbedarf zu – einerseits Zuhause als auch in Pflege- und Altersheimen oder Spitälern. Verschärft wird diese Situation durch die Tatsache, dass immer weniger Angehörige zur Verfügung stehen, die Betreuung übernehmen können.

Die Betreuung und die Pflege älterer Menschen sind neben der gesicherten Finanzierung der Altersvorsorge zentrale Themen der Alterspolitik in der Schweiz. Das Bundesgesetz zur Krankenversicherung unterscheidet zwischen pflegerischen und betreuerischen Leistungen. Für die Pflege wurden Leistungen definiert, die gesetzlich geregelt allen Menschen in der Schweiz zustehen. Dabei wurde versäumt, auch die Merkmale der Betreuung näher zu definieren und ihre Finanzierung zu regeln. Der Wegweiser für gute Betreuung im Alter hat sich diesem kontrovers diskutierten Thema angenommen. Darin werden sowohl die Grundlagen für die dringend notwendige Begriffsklärung als auch Leitlinien für die gute Qualität der Betreuung erarbeitet.

Wegweiser bringt Begriffsklärung: Was ist gute Betreuung im Alter?

Betreuung im Alter unterstützt ältere Menschen, ihren Alltag selbständig zu gestalten und am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben, wenn sie das aus eigenen Kräften nicht mehr können. Gute Betreuung richtet sich konsequent an den Bedürfnissen der betagten Person aus und behält nebst dem körperlichen auch das psychosoziale Wohlbefinden im Blick.

Betreuung im Alter lässt sich nicht mit einem abschliessenden Leistungskatalog definieren. Sie umfasst eine Vielzahl von Aktivitäten, die sich in sechs Handlungsfeldern zusammenfassen lassen: Selbstsorge, Alltagsgestaltung, Haushaltsführung, soziale Teilhabe, Pflege, Beratungs- und (Alltags)Koordination.

Aus den Erkenntnissen des Wegweisers ergeben sich Anhaltspunkte für die Umsetzung von Betreuung. Sieben Leitlinien zeigen, welche Anforderungen in ganz unterschiedlichen Betreuungssituationen zu erfüllen sind, damit ältere Menschen trotz ihrer Einschränkungen möglichst lange selbstbestimmt ihren Alltag gestalten und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Gute Betreuung lässt sich im professionellen Kontext allerdings nur dann realisieren, wenn Betreuung auf betrieblicher Ebene die nötige Anerkennung findet. Das lässt sich unter anderem daran erkennen, dass genügend Zeit und Raum für Betreuungsaktivitäten in den Abläufen eingeplant werden, dass Personal mit entsprechender Ausbildung vorhanden ist und dass sich der Erfolg der Institution an der Qualität der Betreuung misst.

 

Gedruckte Exemplare des Wegweisers können hier bezogen werden.

 

Hintergrundinformationen

Autorinnen und Autoren: Prof. Dr. Carlo Knöpfel und Riccardo Pardini der Hochschule für Soziale Arbeit der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) sowie Dr. phil. Claudia Heinzmann, aplica.

Herausgebende Stiftungskooperation: Age-Stiftung, Beisheim Stiftung, MBF Foundation, Migros-Kulturprozent, Paul Schiller Stiftung und Walder Stiftung. SwissFoundations hat die Kooperation organisatorisch unterstützt.

Basis des Wegweisers bilden zwei Grundlagenpapiere mit Recherchen, Dokumentenanalysen sowie Interviews mit Expertinnen, Experten und Dialog- und Benchlearning-Treffen, welche ebenfalls zum Download zur Verfügung stehen.

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