Am Puls der Gesellschaft – Der Schweizer Stiftungssektor wächst konstant (Der Schweizer Stiftungsreport 2023)

Medienmitteilung

Der Schweizer Stiftungsreport 2023

Im Schweizer Stiftungssektor hat sich das Stiftungsvermögen in den letzten zehn Jahren beinahe verdoppelt. Die insgesamt 13 790 Schweizer Stiftungen verfügen über ein Vermögen von knapp CHF 140 Milliarden. Im regionalen Vergleich haben 2022 die meisten Stiftungen ihren Sitz in Zürich, Bern und in der Waadt. Der Kanton Genf wird aufgrund der hohen Anzahl an Neugründungen bald zu den grössten drei Stiftungskantonen gehören. Der Tätigkeitsbereich Umweltschutz legt bei den Stiftungen deutlich zu. Nebst politischen Erfolgen verzeichnet der Sektor einen Aufschwung im Tessin und bei den unternehmerischen Stiftungsmodellen.

Der Schweizer Stiftungssektor zusammengefasst: mehr Stiftungen, mehr Vermögen, mehr Umweltschutz

In der Schweiz wurden im vergangenen Jahr 337 neue Stiftungen gegründet. Somit bleibt die Wachstumsrate trotz 214 Liquidationen konstant. Ende 2022 waren insgesamt 13’790 Stiftungen im Handelsregister eingetragen. Die absolut meisten Stiftungen finden sich im Kanton Zürich (2225), gefolgt von Bern (1409) und der Waadt (1374). Dicht dahinter folgt der Kanton Genf (1333), der aufgrund der vielen Stiftungsgründungen in den vergangenen zwei Jahrzehnten bald einer der drei grössten Stiftungskantone sein wird.

Da es keine Publikationspflicht für Stiftungen in der Schweiz gibt, hat das Center for Philanthropy Studies (CEPS) zum dritten Mal nach 2012 und 2017 eine Erhebung der Bilanzsummen der Stiftungen bei der Eidgenössischen und den kantonalen Stiftungsaufsichten durchgeführt. Insgesamt beläuft sich die aggregierte Bilanzsumme der Stiftungsvermögen auf CHF 139,5 Mrd. und ist damit seit 2017 um 43,4 % gestiegen. Dieses deutliche Wachstum lässt sich mit neu entstandenen Stiftungen sowie dem Vermögenszuwachs bei Immobilien und Wertpapieren erklären.

Bei den Tätigkeitsbereichen der Stiftungen stehen die Bereiche Kultur und Freizeit, Forschung und Bildung sowie Sozialwesen zuvorderst. In den letzten zehn Jahren legte der Bereich Umweltschutz deutlich zu. Daraus lässt sich schliessen, dass das Stiftungswesen nah an der gesellschaftlichen Entwicklung dran ist und die Impulse aus der Gesellschaft aufgenommen werden.

Rechtliche Entwicklungen: Erfolgreiche Interessenvertretung trotz zunehmender Regulierungsdichte

Stiftungen werden zunehmend von Gesetzesänderungen im In- und Ausland tangiert (z.B. Totalrevision des Datenschutzrechts) oder stehen im Fokus zahlreicher politischer Geschäfte.

Aufgrund der jahrelangen Advocacy-Arbeit von SwissFoundations und weiteren Sektorvertretern verkündete die OECD im Oktober 2022 die Verankerung der Ausnahme von den Reporting-Pflichten für gemeinnützige Stiftungen in den Common Reporting Standards (CRS). Somit kann auch die Schweizer Ausnahmeregelung beim automatischen Informationsaustausch (AIA) für gemeinnützige Stiftungen bestehen bleiben. Die Reporting-Pflichten hätten einen enormen administrativen und finanziellen Aufwand für die Stiftungen nach sich gezogen, was jährlich Schweizer Fördergelder in Millionenhöhe beansprucht hätte.

Der Kanton Zürich lancierte gemeinsam mit SwissFoundations eine Initiative zur Stärkung des Stiftungsstandorts Zürich. Im Hinblick auf die absteigende Tendenz der Gesamtzahl Zürcher Stiftungen seit 2017 hat der Regierungsrat nun Anfang 2023 einen Beschluss zur «Stärkung des Stiftungsstandorts Zürich» mit konkreten Massnahmen verabschiedet.

Der Tessiner Stiftungssektor erlebt einen Professionalisierungsschub und unternehmerische Stiftungsmodelle liegen im Trend

Im Tessin ist der Stiftungssektor im Aufschwung. Nebst der Gründung von zwei Gefässen zur Förderung des Stiftungswesens und dessen Professionalisierung ist auch die Übersetzung des Swiss Foundation Code mit seinen Good Governance-Richtlinien ein wichtiger Schritt für die italienischsprachige Schweiz.

Stiftungen, die von einem Unternehmen errichtet wurden oder selbst Unternehmen halten, haben das Potenzial, Brückenbauer zwischen Unternehmen und Zivilgesellschaft zu sein. Das diesjährige Special nimmt die Beziehung von Stiftungen und Unternehmen genauer unter die Lupe und betrachtet ihre unterschiedlichen Daseinsformen. Nebst zunehmender unternehmerischer Orientierung wird die Philanthropie auch immer digitalisierter.

Weitere Auskünfte:

Prof. Dr. Georg von Schnurbein, georg.vonschnurbein@unibas.ch, +41 61 207 23 92; Prof. Dr. Dominique Jakob, dominique.jakob@rwi.uzh.ch, +41 44 634 15 76; Julia Jakob, jakob@swissfoundations.ch, +41 44 440 00 10; Aline Freiburghaus freiburghaus@swissfoundations.ch +41 22 347 61 84

Der Schweizer Stiftungsreport erscheint 2023 bereits in seiner 14. Ausgabe und wird jährlich vom Center for Philanthropy Studies (CEPS) der Universität Basel, von SwissFoundations, dem Verband der Schweizer Förderstiftungen, und dem Zentrum für Stiftungsrecht an der Universität Zürich publiziert. Er enthält aktuelle Zahlen, Fakten und Trends aus dem In- und Ausland und soll zu einer besseren Wissensgrundlage im Stiftungswesen beitragen. Der Report erscheint in deutscher und französischer Sprache. Beide Versionen stehen unter www.stiftungsreport.ch kostenlos zum Download zur Verfügung. Gedruckte Ausgaben (CHF 25 pro Exemplar) können via info@swissfoundations.ch bestellt werden.

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