Future-Proof Funding in der Praxis: Ihre Stories zu Leitidee 4 – „Wir arbeiten zusammen“

Wie sieht Future-Proof Funding in der Praxis aus? Diese Frage haben wir unseren Mitgliedern gestellt und sie eingeladen, ihre Erfahrungen und Beispiele mit uns zu teilen: ob Erfolgsgeschichte, Aha-Moment oder Erkenntnis aus einem gescheiterten Vorhaben. Die Stories zeigen, mit welcher Haltung und welchem Rollenverständnis Stiftungen heute fördern, lernen, kooperieren und sich weiterentwickeln.

Im Fokus dieses Beitrags: Leitidee 4 „Wir arbeiten zusammen“.

Die 5 Leitideen sind Teil der Future-Proof Funding Initiative. Wir verstehen sie als Einladung zur internen Diskussion, zur Weiterentwicklung der eigenen Praxis und auch zur kritischen Reflexion des eigenen Selbstverständnisses.

Gemeinsam stärker: Förderallianz für Careleaver
Beisheim Stiftung & Ernst Göhner Stiftung

Am Anfang standen die Herausforderungen von Careleavern* und zwei Organisationen, die sich für Chancengleichheit und bessere Rahmenbedingungen in dieser anspruchsvollen Lebensphase der Betroffenen engagieren – und die Erkenntnis bei mehreren Stiftungsvertreter:innen, dass diese jungen Menschen mehr Unterstützung auf ihrem Weg benötigen. Entstanden ist eine lose Förderallianz von rund 10 Stiftungen unter der Leitung von Irene Dörig, Beisheim Stiftung, und Natalie Rossi, Ernst Göhner Stiftung, die ihren Anfang im März 2023 nahm.

„Gemeinsam agieren, von- und miteinander lernen, auf Augenhöhe und partizipativ mit den Förderpartnerinnen zusammenarbeiten, Kräfte bündeln und mehr als Geld in die Partnerschaften einbringen – die Leitideen der heutigen Future-Proof Funding Initiative standen schon damals im Fokus und sind heute gelebte Praxis“, blickt Irene Dörig zurück. Bei allen Unterschieden der involvierten Stiftungen, engagieren sich die Mitglieder sehr dafür, Synergien maximal zu nutzen und administrative Aufwände zu reduzieren. So hat die Allianz die Reportings vereinheitlicht, führt ein gemeinsames Treffen pro Jahr durch und nutzt dieses auch für Brainstormings oder Ideenaustausch, um den beiden Organisationen weitere Türen zu öffnen. Natalie Rossi ergänzt: „Diese Allianz ist für alle eine Bereicherung – nicht nur für das aktuelle Engagement, sondern auch als Netzwerk für Kooperationen in anderen Projekten und Themenbereichen“.

* Careleaver sind junge Menschen im Übergang von der ausserfamiliären Unterbringung in einem Heim oder einer Pflegefamilie in ein eigenständiges und selbstverantwortliches Leben. Diese Phase wird mit „Leaving Care“ umschrieben.

Wenn Stiftungen kooperieren: Zusammen säen, gemeinsam ernten
Gemeinnützige Stiftung Hans A. Bill & Stiftung Visio Permacultura

Zusammenarbeit beginnt mit einer Haltung: offen für Synergien, neue Perspektiven und gemeinsames Wirken. Genau das leben wir in der Kooperation zwischen der Gemeinnützigen Stiftung Hans A. Bill und der Stiftung Visio Permacultura 

Unser gemeinsamer Fokus: regenerative Landwirtschaft. Gemeinsam prüfen und fördern wir Projekte im Bereich Permakultur – von solidarischen Hühnerabos über SlowFlowers bis zu innovativem Keyline Design. 

Besondere Aufmerksamkeit widmen wir dem Thema Wasser. Wasser wird auch in der Schweiz zur Herausforderung. Umso wichtiger sind smarte Lösungen wie Keyline Design – eine Methode, die Wasser entlang von Höhenlinien lenkt, speichert und sinnvoll verteilt. Kombiniert mit Agroforst entstehen daraus zukunftsfähige, klimaresistente Systeme. Wir sind stolz, Projekte wie den WasserKultur Katzhof gemeinsam zu fördern – sie verbinden Innovation mit lebendiger, regenerativer Landwirtschaft. 

Der regelmässige Austausch zwischen den beiden Stiftungen stärkt Vertrauen, erweitert unser Netzwerk – und steigert die Wirkung. Auch künftig wollen wir gemeinsam Höfe unterstützen, die mutig neue Wege gehen. 

Gemeinsam statt einsam
Seedling Foundation & Stiftung Mercator Schweiz

Der Kern des Projekts #Avenir Alimentaire von SDSN Schweiz? Der Collective Action-Ansatz. Klingt vielleicht etwas abstrakt, bedeutet aber ganz einfach: Gemeinsam statt einsam! Es geht darum, Kräfte zu bündeln, Ideen zu teilen und kollektive Lösungsansätze mit Akteur:innen aus unterschiedlichen Sektoren umzusetzen– für ein faires, zukunftsfähiges Ernährungssystem. 

Und da war schnell klar: Wenn das Projekt auf Zusammenarbeit aufbaut – warum sollten sich nicht auch Stiftungen mehr miteinander austauschen, planen und gezielt an einem Strang ziehen? Genau das haben wir uns von Anfang an auf die Fahne geschrieben. 

Noch bevor die Förderzusage ausgesprochen war, sassen wir (die Seedling Foundation) mit der Stiftung Mercator Schweiz und SDSN Schweiz an einem Tisch – nicht nur für nettes Kaffeetrinken, sondern für echte Zusammenarbeit und Koordination: Es entstand eine gemeinsame Lernreise von der Diskussion über inhaltliche Schwerpunkte, zum Feinschliff des Antrags, dem Austüfteln des perfekten Zeitpunkts für die nächste Stiftungsratssitzung bis hin zu aktuellen regelmässigen Check-ins (ja, mit Kalender und allem Drum und Dran!).  

Schliesslich ist uns eins klar: Wir teilen das Ziel eines fairen und zukunftsfähigen Ernährungssystems – also warum nicht Synergien nutzen, gemeinsam lernen und die Wirkung maximieren? Ganz nach dem Motto: Wir arbeiten zusammen – und das richtig gerne. 

Bildung als Schlüssel für nachhaltige Entwicklung in Ghana
UBS Optimus Foundation & Jacobs Foundation

In der Elfenbeinküste wurde mit CLEF (Child Learning and Education Facility) ein innovativer Finanzierungsansatz entwickelt, der Bildung systematisch verbessert. Über 145’000 Kinder wurden erreicht – durch Schulbau, Lehrkräftefortbildung und Elternarbeit. Die positiven Ergebnisse haben den Weg für weitere Projekte in Westafrika und Lateinamerika geebnet, die weitere Regionen und Altersgruppen einbeziehen. 

Die UBS Optimus Foundation hat diesen Prozess in enger Zusammenarbeit mit der Jacobs Foundation von Beginn an begleitet und unterstützt die Skalierung gemeinsam mit lokalen und internationalen Partnerinnen und Partnern. So entsteht aus einem lokalen Projekt eine Bewegung mit Wirkung über Grenzen hinweg. 

Ein aktuelles Beispiel dafür ist SCALE (System Change Architecture for Learning Excellence), das im Mai 2025 in Ghana gestartet wurde. Die Initiative baut auf CLEF auf und soll über 15.000 Schulen und 2 Millionen Kinder erreichen. Sie stärkt die Lehrkräfteausbildung, fördert „Communities of Excellence“ und etabliert das Ghana Education Evidence and Data Lab (GEEDLab) zur Verankerung evidenzbasierter Bildungspolitik. 

Une alliance stratégique pour une récolte plus juste
Seedling Foundation & Storyboard Collective

La collaboration entre Seedling Foundation et StoryBoard Collective autour de The Pickers, un film documentaire engagé, illustre comment des expertises complémentaires peuvent s’unir au service d’un même objectif : défendre la dignité des travailleurs agricoles migrants en Europe.

StoryBoard a contribué à l’élaboration de la stratégie de campagne, apportant son expertise en narration à impact, afin de poser les bases d’une action structurée et ambitieuse. Ce travail préparatoire a permis à Seedling, investie dans les questions agroalimentaires, d’ancrer son engagement dans une démarche cohérente et à fort potentiel de transformation.

La campagne d’impact se déploie désormais à travers une tournée européenne de projections, conçue pour sensibiliser, mobiliser et impulser le changement. Les deux fondations ont également mis à profit leurs efforts et leurs réseaux pour favoriser l’organisation de projections et de rencontres en Suisse.

Gemeinsame Förderungen für gemeinsame Ziele
Stiftung Mercator Schweiz 

Vernetzung und Kollaboration sind zentral, um nachhaltige Veränderungen anzustossen. Das gilt für gesellschaftliche Akteur:innen und für uns Stiftungen. Das grosse Potenzial philanthropischer Kollaborationen zeigt der 2024 lancierte Media Forward Fund: Neun Stiftungen – darunter wir (die Stiftung Mercator Schweiz) – und ein Impact Investor haben zusammengespannt, um den Journalismus in Deutschland, Österreich und der Schweiz als demokratische Kraft zu stärken. Inzwischen sind weitere Förder:innen hinzugekommen und 10 Millionen Franken im Fördertopf. Das ist ein Vielfaches der Mittel, die die einzelnen Organisationen eingebracht haben.  

Regelmässig arbeiten wir mit anderen Förder:innen zusammen. So haben wir mit der Hasler Stiftung die Ausschreibung «Digitalisierung und Demokratie» lanciert. Mit dem Social Impact Catalyst fördern wir Finanzierungskooperationen zwischen Philanthropie und Wirtschaft. Gezielt initiieren wir Förderkonsortien für grosse Vorhaben. In verschiedenen thematischen Stiftungsnetzwerken diskutieren wir aktuelle Strategien und koordinieren Förderungen.  

Die Ansätze sind unterschiedlich, die Effekte gross: Dank der Co-Förderungen können sich gesellschaftliche Akteur:innen von Anfang an nachhaltiger aufstellen. Wir Stiftungen stärken uns gegenseitig, indem wir Synergien nutzen, unsere Ressourcen auf gemeinsame Ziele ausrichten und gemeinsam lernen. Eingesetzte Mittel werden multipliziert – und damit die Wirkung fürs Gemeinwohl.  

Hier geht es zu den 5 Leitideen der Future-Proof Funding Initiative.

Hier geht es zu den Stories zur Leitidee 5 „Wir ermöglichen“.

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