
Future-Proof Funding in der Praxis: Ihre Stories zu Leitidee 3 – „Wir denken partizipativ“
Wie sieht Future-Proof Funding in der Praxis aus? Diese Frage haben wir unseren Mitgliedern gestellt und sie eingeladen, ihre Erfahrungen und Beispiele mit uns zu teilen: ob Erfolgsgeschichte, Aha-Moment oder Erkenntnis aus einem gescheiterten Vorhaben. Die Stories zeigen, mit welcher Haltung und welchem Rollenverständnis Stiftungen heute fördern, lernen, kooperieren und sich weiterentwickeln.
Im Fokus dieses Beitrags: Leitidee 3 „Wir denken partizipativ“.
Die 5 Leitideen sind Teil der Future-Proof Funding Initiative. Wir verstehen sie als Einladung zur internen Diskussion, zur Weiterentwicklung der eigenen Praxis und auch zur kritischen Reflexion des eigenen Selbstverständnisses.
Atelier Biodiverses Basel – Plattform für mehr Stadtnatur
Christoph Merian Stiftung
In Basel braucht es mehr naturnahe Flächen, um Flora und Fauna zu fördern. Auch wenn der Bedarf für mehr Biodiversität erkannt ist, scheitern gute Ideen an Zielkonflikten, Zuständigkeiten oder Betriebskosten.
2022 lancierte die Christoph Merian Stiftung darum das Atelier Biodiverses Basel. 2023 und 2025 folgten die 2. und 3. Auflage. Die Workshoptage mit gegen 100 Teilnehmenden aus unterschiedlichen Disziplinen standen im Zeichen des Austauschs und der Kooperation. Bereits das erste Atelier zeigte Wirkung: Es animierte, Ideen für mehr Stadtnatur weiterzuverfolgen und neue Kooperationen zu erproben. Genauso wichtig war die erlebte Gemeinschaft von Menschen, die sich an der gleichen Vision orientieren: Die Stadt Basel grüner und biodiverser zu machen.
Mit dem Atelier Biodiverses Basel hat die CMS in den Aufbau eines fach- und branchenübergreifenden Netzwerks investiert. Das interdisziplinäre Format animiert dazu, Strategien und Lösungen partizipativ zu erarbeiten. Parteipolitisch und vom Staat unabhängig kann die CMS eine neutrale Plattform bieten, wo sich zivilgesellschaftlich organisierte Akteur:innen, engagierte Unternehmen und die öffentliche Hand austauschen und neue Ansätze für mehr Stadtnatur entwickeln. Aus dem Atelier sind zahlreiche Initiativen hervorgegangen, welche die CMS mit Fördermitteln unterstützt.
Auf Augenhöhe: Wie Oral Reporting die Fördertätigkeit verändert
SKKG
Die SKKG hat Pionierhaftigkeit, Mut zum Risiko und Partnerschaftlichkeit als Werte in der Strategie festgeschrieben. Diese Werte leben wir auch beim Reporting und gehen neue Wege: Anstatt schriftlicher Projektberichte führen wir Gespräche mit unseren Förderungsnehmer:innen, sogenannte «Oral Reportings».
Der Fokus liegt auf der gemeinsamen Reflexion und Einschätzung über die Erreichung der Projektziele und -wirkungen sowie unserer Zusammenarbeit. Anhand eines Gesprächsleitfadens diskutieren wir in 60 bis 90 Minuten diese Fragen: Wie geht’s? Was lief richtig gut? Welche Herausforderungen haben sie kreativ gemeistert? Was haben sie erreicht und welche Träume warten noch?
Die Vorteile: Erfahrungen werden direkt geteilt, Unklarheiten sofort geklärt, Nachfragen spontan beantwortet. Ganz ohne Papier geht es allerdings nicht, denn die Schlussrechnung muss vorab eingereicht werden. Das bedeutet keinen Mehraufwand, denn diese Zahlen werden ohnehin für die eigene Projektabrechnung und andere Abschlussberichte benötigt.
Oral Reporting ist unser Werkzeug gegen Machtgefälle. Es ermöglicht Austausch auf Augenhöhe, reduziert den Administrationsaufwand und richtet den Blick nach vorn. Die Basis dafür sind echtes Interesse und Wertschätzung für die Arbeit der Förderungsnehmer:innen sowie gegenseitiges Vertrauen. Beide Seiten profitieren davon. Wir werden zu Sparring-Partnern der Museen für ihre neue Projektideen und lernen gleichzeitig für unsere eigene Arbeit mit der Stiftungssammlung.
Neugierig geworden? Eine praktische Arbeitshilfe zur Einführung von Oral Reporting steht öffentlich zur Verfügung und lädt zum Mitmachen ein.
Dass das Konzept funktioniert, zeigt die Gemeinnützige Stiftung Hans A. Bill. Sie hat unsere Arbeitshilfe für ihre Förderungstätigkeit in eine light-Version adaptiert.
Digitales Know-how im Sozialbereich teilen
Christoph Merian Stiftung
Im Austausch mit sozialen Organisationen in Basel zeigte sich ein klarer Bedarf an datenschutzkonformen, professionellen und einfach bedienbaren digitalen Werkzeugen. Viele Beratungsstellen wünschen sich Lösungen, um effizienter, niederschwelliger und sicherer mit Klient:innen zu kommunizieren. Die Umsetzung ist jedoch komplex: Sie erfordert technische, zeitliche und finanzielle Ressourcen sowie Anpassungen der Arbeitsprozesse. Aufgrund des fordernden Tagesgeschäfts ist es daher vielen Organisationen nicht möglich, Tools für digitale Beratung eigenständig einzuführen.
Die Christoph Merian Stiftung hat daher eine Initiative gegründet, damit soziale Organisationen diese Herausforderung gemeinsam angehen können. In einem partizipativen Prozess wurden die Bedürfnisse von 20 Organisationen erhoben und zwei zentrale Anliegen identifiziert: anonyme Online-Beratung und datenschutzkonformer Dateiaustausch. Im April 2024 startete ein Pilotprojekt mit 13 Beratungsstellen. Nach einem Jahr zeigt sich, dass die gemeinsam genutzten Tools einen Mehrwert bringen und die Organisationen von dem regelmässigen Austausch untereinander profitieren. Das Projekt wird daher vorerst von der CMS weiter koordiniert mit dem Ziel, es mittelfristig an eine eigene Trägerschaft übergeben zu können.
Wirkungsmonitoring: aus systematischen Partner:innen-Befragungen lernen
SKKG
Die Förderung der Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte (SKKG) orientiert sich in ihrer Strategie an den Werten «Transparenz» und «Partnerschaftlichkeit» und jedes Projekt an gemeinsam definierten Wirkungszielen. Um diese Wirkungsziele zu überprüfen, beauftragt die SKKG externe Evaluator:innen oder entwickelt eigene Messinstrumente.
Im Frühjahr 2025 führte die Stiftung erstmals eine anonyme, standardisierte Befragung aller geförderten sowie an Förderung interessierten Organisationen durch. Ziel war es, herauszufinden, wie Partner:innen den Gesuchsprozess und die Förderungsphase mit der SKKG erleben. Die Stiftung will verstehen, ob sie ihre selbst formulierten Werte praktisch lebt und wie sie ihre Prozesse verbessern kann.
Die Befragung basierte auf den im Grantee Review Report 2019 festgehaltenen Empfehlungen des Center for Philanthropy Studies (CEPS) und den Vorschlägen, die zu ehrlichem Feedback auf www.backchannel.it zu finden sind. Insgesamt wurden 312 Personen aus drei Kategorien angeschrieben: geförderte Organisationen, nicht-geförderte Organisationen sowie solche, deren Gesuch sich noch in Bearbeitung befand. Die Umfrage war auf Deutsch und Französisch verfügbar und wurde intern ausgewertet.
Die Ergebnisse ermöglichen dem Team der Förderung und den strategischen Gremien der SKKG eine Standortbestimmung des aktuellen Förderungsprozesses. Die Veröffentlichung erfolgt im Verlauf des Jahres 2025 als aggregierter Online-Report.
Systematische Partner:innenbefragungen sind für die SKKG ein Instrument für zukunftsgerichtetes Handeln, da sie systematisches Lernen aus den Erfahrungen der Geförderten ermöglichen und blinde Flecken in der eigenen Förderungstätigkeit aufdecken. Sie ermöglichen es der Stiftung, die eigene Förderpraxis kontinuierlich an die sich wandelnden Bedürfnisse ihrer Destinatär:innen anzupassen und ihre gesellschaftliche Wirksamkeit zu erhöhen.
Kollaboration für nachhaltige Lösungen
Stiftung Mercator Schweiz
Die gesellschaftlichen Herausforderungen sind komplex. Niemand kann sie allein lösen. Anders sieht es aus, wenn Akteur:innen aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Kultur, Wirtschaft, Politik und Verwaltung ihre vielfältigen Perspektiven, Ressourcen und Netzwerke verbinden und gemeinsam Strategien entwickeln.
Dieses kollektive Potenzial nutzt das Sustainable Development Solutions Network SDSN Schweiz in der Initiative #Avenir Alimentaire. Auch die Plattform Faktor D – selbst entstanden in einem ko-kreativen Prozess mit 150 Mitwirkenden – sorgt dafür, dass Akteur:innen organisations-, sektor- und länderübergreifend zur Stärkung der Demokratie an einem Strang ziehen. Wir (die Stiftung Mercator Schweiz) haben in den vergangenen Jahren verschiedene sektorübergreifende, ko-kreative Vorhaben gefördert – und im Fall von Gender*Rollen selbst realisiert. Dabei haben wir viel gelernt, vor allem: Es gibt kein Patentrezept für Ko-Kreation.
Jedes Themenfeld ist anders, hat andere Bedürfnisse. Entscheidend ist eine gute Situationsanalyse, um die «richtigen» Schlüsselakteur:innen zusammenzubringen und mithilfe massgeschneiderter Methoden einen inspirierenden Raum für die Zusammenarbeit zu schaffen. Es braucht eine kontinuierliche Beziehungsarbeit, um alle Beteiligten einzubinden und gegenseitiges Vertrauen aufzubauen. Zentral ist es, Entscheidungs- und Handlungsmacht an die Mitwirkenden abzugeben. Es erfordert Mut, ergebnisoffen in die Ko-Kreation zu starten und dem gemeinsamen Prozess zu vertrauen. Doch das Vertrauen lohnt sich: Es entstehen ganzheitlich gedachte und breit abgestützte Lösungen.
Hier geht es zu den 5 Leitideen der Future-Proof Funding Initiative.
Hier geht es zu den Stories zur Leitidee 4 „Wir arbeiten zusammen“.
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